Nach nun über einem Jahr hat mich Frede darauf aufmerksam gemacht, dass ein vernünftiger Abschluss unserer Reise noch fehlt – Recht hat sie.
Aber wie kam es dazu?
Gleich nach unserer Reise versuchte ich schnellstmöglich Fotoalben zusammenzustellen, denn ich kenne mich – wie man ja sieht -, wenn ich etwas nicht sofort erledige, dann ….
Mich erreichten viele Fragen und ich versuche einige von ihnen hier zu beantworten:
Würdet Ihr so eine Reise noch einmal machen?
Auf jeden Fall! Das Besondere an unserer Reise war aber auch, dass wir sie alle gemeinsam erleben durften und damit Erinnerungen geschaffen haben, die uns weiter zusammengebracht haben. Das Reisen mit dem Schiff war unglaublich luxuriös und entspannend. Wir benötigten keine Flugzeuge, um von A nach B zu kommen (Flugangst) und unsere Sachen waren immer am gleichen Ort. Das Schiffsleben gestaltete sich vielfältig und so konnte jeder das machen, was ihm gefiel.
War denn die Vorbereitung wirklich nötig?
Unbedingt! Ich gebe es zu, dass ich schon sehr lange an der Planung saß (ca. 2 Monate intensiv), aber die Vorbereitung war der Schlüssel zu unserem Glück. Viele Mitreisende buchten alle Ausflüge über AIDA. Abgesehen davon, dass das unseren finanziellen Rahmen gesprengt hätte, wollten wir das nicht für uns. Land und Leute lassen sich am besten alleine erkunden, sicher fehlten uns manchmal die Informationen durch die Reiseleiter, aber sind wir mal ehrlich, das merkt sich doch sowieso niemand. Auch lagen wir oft acht bis zehn Stunden im Hafen und die Ausflüge dauerten durchschnittlich drei Stunden – was für eine Vergeudung.
Andere Mitreisende gingen jeden Hafen vom Schiff und schauten, welche Anbieter vor Ort waren, ob es Taxis gab oder gingen einfach in jedem verdammten Hafen in die Stadt. Da wir in einer siebenköpfigen Gruppe unterwegs waren, wollte ich das Risiko, dass wir nicht das Beste aus allen Häfen mitnahmen, nicht eingehen.
Alle Unternehmungen verliefen größtenteils so wie geplant. Einige Widrigkeiten habe ich im Blog zu den einzelnen Orten beschrieben.
WICHTIG
Im Vorhinein haben wir uns auch alle impfen lassen gegen Hepatitis, Typhus, Gelbfieber…
Wie habt ihr euer schulpflichtiges Kind freigestellt bekommen?
Gar nicht! Was habe ich im Vorhinein für graue Haare bekommen. Ich, in meiner Naivität, dachte doch tatsächlich, dass ich mein Kind unterrichten dürfte, die Befähigung dafür habe ich. Nur gibt es in Deutschland Gesetze. Homeschooling gibt es in Deutschland nicht. (Ich schreibe dies gerade in der Zeit, in welcher alle Schüler Coronabedingt im Homeschooling sind.) Ich hoffe, dass es vielen Familien, die ihren Horizont durch längere Reisen gemeinsam mit ihren Kindern erweitern wollen, nun leichter fallen wird. Auf dem Schiff gab es einige Kleinkinder, die werden sich jedoch nicht an diese unglaublichen Erfahrungen erinnern.
Schlussendlich mussten wir Pauli in Deutschland abmelden, um sie in Australien anmelden zu können. Sie wollte dann jedoch nicht alleine in Australien bleiben und so nahmen wir sie dann eben wieder mit nach Hause.
Was war das Highlight eurer Reise?
Keine Ahnung!
Alles war so vielfältig und besonders, dass es wirklich schwerfällt, das schönste Erlebnis zu benennen. Auch ist das sicher für jeden von uns unterschiedlich. Aber wie bei vielen Reisen gibt es Orte, da freut man sich unglaublich dagewesen zu sein, aber einmal reicht auch, weil man gefühlt das Wichtigste gesehen hat z.B. die Robinson Crusoe Insel, Sao Vicente, Salvador de Bahia, Puerto Madryn, Ushuaia. Das hört sich jetzt wirklich irgendwie nicht so nett an, aber ich hoffe, ihr versteht, was ich meine.
Dann gab es Orte, bei denen ich noch gerne länger verweilt hätte, da ich wusste, die sehe ich nie wieder und es gibt noch viel, was ich nicht gesehen habe, wie Bora Bora, die Osterinsel, Vanuatu..
Und dann gab es Länder, die ich gerne noch einmal länger besuchen möchte, so ging es mir bei Chile, Namibia, Australien (aber wahrscheinlich eher Neuseeland).
Wie habt ihr nur die Seetage ausgehalten?
Wir hatten über 70 Seetage, das bedeutet, dass wir tatsächlich länger an Bord als an Land waren. Logisch, denn von einem Kontinent zum anderen zu gelangen, dass dauert halt. Ich bin ehrlich, auch ich hatte große Angst vor den Seetagen. Aber im Nachhinein bin ich unglaublich glücklich, dass es so viele waren. Wir nutzten sie, um das Erlebte zu verarbeiten.
Natürlich kam ein Rhythmus in den Tagesablauf: Doppelkopf spielen, Brunch, Volleyball, Blog schreiben, Tagebuch schreiben, Schule, Chor, Essen, Trinken, Essen, Essen, Meer und Wellen auf Deck 6 genießen, Shows, Malen, Puzzlen… um hier nur ein paar Dinge zu nennen.
Auch waren wir ja in einer Innenkabine zu dritt und Uschi, Jutta, Frede und Karo zusammen in einer Meerblickkabine ohne zu öffnendes Fenster. Wir hatten auch hier wieder großes Glück, denn keiner wurde ernsthaft krank und musste das Bett hüten. Das wäre unglaublich schlimm gewesen. So waren die Kabinen nur zum Schlafen und zum Umziehen da.
Wie habt ihr das denn mit den Sachen gemacht?
Jedem standen beim Packen zwei Koffer zur Verfügung und ich kaufte noch leichte, große, faltbare Reisetaschen. Da wir von warm bis kalt alles dabeihaben mussten, musste man sich halt einschränken. Wir ließen die Wintersachen unter dem Bett im Koffer als wir Sommersachen benötigten und umgekehrt. Viel nerviger waren die Schuhe, die Schnorchel – und Badesachen, die lagen gefühlt immer im Weg herum. Da es Waschmaschinen an Bord gab, mussten wir halt waschen – siehe Beiträge.
Neben der Kleidung mussten wir natürlich eine riesige Reiseapotheke mitnehmen, zum Glück brauchten wir sie kaum. Auch war natürlich die Technik wichtig, Laptop, Tablets, Fotoapparate, Festplatten, Speicherkarten, Aufladekabel, Adapter für Australien und Afrika, Minibeamer für das Heimkino in der Kabine, E-Books, Handys…
Wichtig waren auch der Ordner mit den Buchungen der einzelnen Häfen, Kreditkarten und Dollars.
Was hat sich für euch nach der langen Auszeit verändert?
Nicht allzu viel Ersichtliches, denn in unseren Jobs waren wir nach 5 Minuten wieder komplett eingebunden. Das Leben lief wieder im bekannten Rhythmus und in vielen Dingen war es so, als wären wir nie weg gewesen. Und doch änderten wir uns wissentlich oder unwissentlich. Leider habe ich meinen Vorsatz einfach mal ein Buch zu schreiben, nicht in die Tat umgesetzt, da sind wir wieder am Anfang meines Beitrags.
Pauli ging wieder in ihre Klasse und hatte mehr Vorsprung in den Themenbereichen und unfassbar viele Erinnerungen und Erfahrungen. Das einzige was ihr fehlte, war das Halbjahreszeugnis. Und jetzt in dieser Quarantänezeit, in der alle danach rufen, dass die Kinder doch zur Schule müssen, weil sie ja sonst so viel Unterrichtsstoff verpassen, sitzen wir zu Hause und malen, tanzen, schreiben, sind einfach kreativ. Ich bin komplett entspannt, denn ich weiß, dass Pauli sich gerade wieder weiterentwickelt und daher genießen wir auch diese Zeit, in der Hoffnung gesund zu bleiben.
Natürlich vermissen wir das Reisen, denn nach unserer Weltreise war nicht Schluss. So lernten wir die Westküste Europas kennen, waren in Norwegen, Island und Spitzbergen und durchkreuzten das Mittelmeer und die Kanaren.
Auch oder gerade in dieser Zeit merken wir, dass wir alles richtig und zum richtigen Zeitpunkt gemacht haben.
Mit meinem Motto verabschiede ich mich
Carpe diem!