Seetage

Seetage

Da wir auf unserer Reise viel mehr Seetage haben als Hafentage, habe ich mich jetzt dazu entschlossen, eine kurze Zusammenfassung dieser zu schreiben.

Vom Prinzip her hat sich ein gewisser Rhythmus in den Tag eingeschliffen und somit stehen manche Termine am Tag einfach unumgänglich fest.

Am Abend vor jedem neuen Tag hängt an der Tür die “AIDA Heute” an der Kabinentür. Wenn wir also auf die Kabine gehen, schaut man schon mal hinein und plant grob den folgenden Tag. So werden seit Beginn der Reise ständig wechselnde Lektoren eingesetzt und sogenannte Edutainer, die einen gewissen Abschnitt der Reise mitfahren. Es gab wirklich tolle Lektoren, bei denen das Theater ständig überfüllt war und eben die anderen. Besonders beliebt waren Klaus Kiesewetter, der uns bis San Antonio begleitet hat, Florian Huber, ein Unterwasserarchäologe, und die Fernwehmacher, sie sind wiederholt an Bord. Die machen und machten wirklich viel Spaß. Wer wollte, konnte auch etwas über Astronomie, Fotografie, Trommeln, Malen, Saxophonspielen, Perlenfädeln, Silberschmuck und Astrologie ( für mich der unangenehmste Edutainer) erfahren. Gerade ist auch ein Mentalist an Bord, der sich auf Körpersprache versteht und Kurse dafür anbietet. Auch wurde einiges über die angefahrenen Länder berichtet, mal locker und flockig, jedoch meist eher zu wissenschaftlich.

Also kann sich jeder frei entscheiden, ob und was er besuchen möchte.

Mein Tagesablauf sieht oft, natürlich nicht jeden Seetag, so aus:

Nach dem Aufstehen und Frühstücken nehme ich mir den Laptop und suche mir, je nach Wetterlage einen Platz zum Schreiben auf Deck 6 (Schattenplatz und regenfreie Zone) oder Deck 11 Sonnendeck. Dann schreibe ich bis zu zwei Stunden am Blog. Zum Glück habe ich damit angefangen. Würde ich das nicht machen, hätte ich wahrscheinlich bereits 80% vergessen oder müsste Tagebuch schreiben, wie Frede und Karo. Die Beiden sind da auch wirklich sehr konsequent. Leider ist mein wunderschönes Tagebuch bei Madeira hängengeblieben, denn ich habe bemerkt, dass ich nichts mehr erleben würde, ich müsste nur noch schreiben.

Für die Damen ist dann 11:30 Uhr ein Muss des Tages, da gibt es den täglich wechselnden Poolbrunch inklusive alkoholischer kleiner Cocktails, Rätselbildern und netter Gespräche mit ihrer U40-Gang. Ich verirre mich auch nun öfter dorthin, denn das Wetter spielt wirklich toll mit und es macht Spaß.

An manchen Tagen wird das Ganze auch von unserer tollen Hausband Me and the Jokers begleitet.

Anschließend lässt sich die Zeit mit dem Blick auf das Meer und deren Bewohner sehr gut vertreiben. So springen gerade, während ich das hier schreibe Schwärme von fliegenden Fischen vorbei. Leider sind sie zu schnell oder ich zu langsam, ich habe noch nicht ein Foto davon schießen können. Auch sind wir wieder in einem Fahrgebiet, in dem wir Delfine sehen können. Natürlich waren in den anderen Meeren auch diverse Seevögel, Wale und Robben unsere Begleiter.

Aber zurück zum Tagesablauf.

Nach einem kurzen Abstecher beim Mittagessen geht es dann sofort in den Spielenachmittag über. So spielen die Mädels gemeinsam mit anderen Ligretto, nebenbei  wird mit mindestens 20 Leuten an zwei Tischen verteilt gepokert, es gibt drei Skatspielertische und uns – die Doppelkopfspieler. Begonnen haben wir bereits Anfang Oktober und um 14:00 Uhr, jetzt seit geraumer Zeit bereits um halb zwei.

Alle fünf sind wir total begeisterte Spieler und freuen uns täglich auf dieses “Pflichtprogramm”.

Für Rico steht natürlich Volleyball als Muss des Tages an. Auch Karo spielt sehr oft mit. Dabei bilden sich drei bis vier Mannschaften mit Stammspielern, die meist schon von Anfang an dabei sind. Auch spielen viele Crewmitglieder mit und es macht soviel Spaß zuzusehen, dass ich es mir angewöhnt habe, als Zuschauer dabei zu sitzen und mich währenddessen mit anderen zu unterhalten und das Treiben zu verfolgen.

Frede, Karo und Uschi nutzen schon ziemlich intensiv das Sportangebot (Yoga, Spinning, Zumba, Faszien…) das Angebot an Kursen ist riesig und die Trainingsgeräte sind gut besucht. Da staune ich nicht schlecht, was teilweise über 80 Jährige noch für eine Ausdauer haben.

Ich müsste mich ja auch bewegen, beim Zumba habe ich doch tatsächlich auch schon mitgemacht, aber leider habe ich ja überhaupt keine Zeit.

So beschäftigt sich jeder an den Seetagen für sich. Manchmal sieht man sich, mal nicht, unternimmt etwas gemeinsam oder mit anderen. Also Urlaub pur.

Von Pauli sehen wir an den Seetagen eigentlich am wenigsten. Manchmal frühstücken wir doch tatsächlich zusammen, aber meist sehen wir sie den ganzen Tag nicht. So ist sie im Kids Club oder unterhält sich und die übrigen Gäste.

Nicht an jedem, aber an einigen Seetagen darf sie auch Schule machen, so hat Karo den Natur- und Gesellschaftsunterricht übernommen, Frede unterrichtet sie in Englisch und Uschi und Rico in Mathe. Das klappt wirklich toll, nur werden sie oft unterbrochen, denn eine richtige Rückzugsmöglichkeit gibt es nicht.

Sie singt im Chor mit und zeichnet in den angebotenen Kursen.

So viel wie Pauli allerdings auf dieser Reise erlebt, erfahren und erfasst hat, kann man nicht in Fächer einsortieren. Diese Erlebnisse wird ihr keiner mehr nehmen können und so hoffen wir, dass sie sich weiterhin zu so einem offenen, wissbegierigen und höflichen Menschen entwickelt.

( Ich bin echt ganz schön stolz auf meine drei Mädels.)

Da Pauli an Bord eines von ca. zehn Kindern ist und mit Abstand das älteste, hat sie natürlich auch einen hohen Wiedererkennungswert und jeder, wirklich jeder, ob Crew oder Gäste, kennt sie. Kommunikationsprobleme hat es bei ihr noch nie gegeben, sie redet mit jedem, der nicht bei drei auf dem Baum ist.

Ein großes Highlight war der Heiligabend, denn dort durfte sie ihr selbstgeschriebenes Gedicht vortragen (sehr, sehr stark half bei der Entstehung Karo). Nun dachte ich, dass noch mehr Gäste mitmachen und Pauli ein Teil davon sein würde.

Aber falsch gedacht. Pauline kam mit einer Selbstverständlichkeit als erstes mit einem Mikro völlig allein auf die Bühne, stellte sich in die Mitte und eröffnete mit ihrem Gedicht den Galaabend.

Nur das Showensemble trat danach noch auf.

Alle waren begeistert und wollten gleich den Text des Gedichts haben.

 

Aber ich schweife schon wieder ab, zurück zum Tagesablauf:

Nach dem Volleyballspielen gehen wir zum Abendessen, jeden Tag haben wir die Möglichkeit aus zwei Themengebieten auszuwählen und in eines der zwei Restaurants zu gehen. Manchmal wechseln wir auch während des Essens, je nach Angebot.

Es sind Buffetrestaurants und so kann jeder aus gefühlt 30 verschiedenen Angeboten wählen. Man glaubt es nicht, aber es gibt doch tatsächlich Menschen, die nichts finden und denen das Essen nicht schmeckt. Ich frage mich dann immer, was sie zuhause essen.

Nach dem Essen beginnt das Abendprogramm mit netten Gesprächen, Gastkünstlern ( Sängern, Zauberern, Travestie-Künstlern, Comedians), den AIDA Stars. Es sind sechs Sänger und Sängerinnen (Dario, Lucy und Christian sind wirklich toll) einem unglaublich begnadetem Tanzpaar und einer Artistin.

Manchmal gibt es auch einen Film im Theater oder lokale Gastkünstler, die zu uns an Bord kamen.
In Rio war das zum Beispiel ein Samba-Ensemble, in Argentinien ein feuriges Tango-Paar und in Südafrika ein echtes afrikanisches Trommel-Gesangs-Tanz- Ensemble, bei deren Tanz die arme Frede auch noch involviert wurde.

Das schönste jedoch sind eigentlich die kleinen Programme in der Nightfly Bar.

An manchen Tagen weiß man nicht, was man zuerst tun soll und an anderen Tagen ist es eher ruhig.

Zu den einzelnen Festtagen und Höhepunkten gab es natürlich auch Events. Zu nennen wären hier der 11.11.inklusive Karnevalsumzug und Pfannkuchen, dann die Adventszeit mit dem Weihnachtsmarkt, der Heiligabend mit Weihnachtsmann, sehr viel Glühwein und Plätzchen im Kidsclub, Silvester, zwei Äquatorüberquerungen, einen Zeitensprung (den 1. Dezember gab es bei uns nicht) und vieles mehr.

Ich merke gerade beim Schreiben, dass ich eine Zusammenfassung wirklich schlecht schreiben kann, denn über 60 Seetage sind schon enorm.

Nach den täglich wechselnden Showprogrammen finden wir uns dann oft noch zusammen mit anderen Gästen und spielen Werwolf bis tief in die Nacht, täglich könnte man, wenn man wollte in der AIDA Bar, in der Anytimebar und bei gutem Wetter auf dem Pooldeck tanzen. Ricos Hobby ist das Puzzeln, wenn ich ihn zufällig mal suche, brauche ich nur dort vorbeizusehen.

Auch haben sich Shufflebord, Dart, Boccia und Kegeln etabliert. Auch kann jeder an den täglich zweimal stattfindenden Tanzkursen teilnehmen oder Bingo spielen.

Mal abgesehen von den vielen Bars, die auf dieser Reise auch stark frequentiert werden ( weniger von uns ), kann eigentlich jeder seinen Interessen nachgehen.

Wer das liest denkt eventuell, da ist ja nun wirklich für jeden was dabei, langweilig dürfte es da ja nicht werden, der irrt, denn ihr glaubt nicht wie viele Leute sich hier beschweren und langweilen.

Beim Kartenspielen heute stellte Herbert fest, dass wir nur noch sechs Seetage vor uns hätten, was für ein Schock. Ich habe vorher manche Reisen nicht gebucht, weil sie zu viel Seetage hatten, welch ein Hohn.

Da wir morgen schon in Dakar anlegen, bedeutet es, dass sechs Seetage vergangen sein müssen, ich zweifle langsam daran. Die Zeit rennt wirklich.

Nun muss ich Schluss machen, denn gleich fängt Volleyball an, anschließend das Abendbrot, dann kurze Pause in der AIDA Bar, anschließend Terrel Woodbury und Freunde auf dem Pooldeck. Zum Schluss dann noch Werwolf.

Ihr versteht mich jetzt vielleicht – was für ein Stress.

Ich brauche Urlaub!

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