Madagaskar 3.1.2019

Madagaskar Ehoala 3.1.2019

Für Madagaskar hatte ich recherchiert, dass es in ca.10 km Entfernung einen Lemurenpark geben sollte, den wir besuchen wollten. In der Hoffnung, dass wir nicht wieder solch eine Pleite wie in La Reunion erleben würden, standen wir also frühzeitig am Ausgang des Schiffes.

Glücklicherweise waren Frede, Uschi, Karo und Jutta am Anfang der Schlange und bekamen den ersten Shuttlebus raus aus dem Hafen.

Der Andrang war enorm, denn alle wollten ein Taxi bekommen und nicht wie am Vortag leer ausgehen. Trotz allem war das Geschubse und Gedränge nicht zu fassen. Wir hielten Abstand und beobachteten aus der Ferne mit anderen amüsierten Gästen, wie sich die Leute gegenseitig drängten. Dabei kam es zu einer lautstarken Auseinandersetzung zweier Männer, die gleichzeitig einsteigen wollten. Mir kam der Gedanke, dass, wenn es um Leben und Tod ginge, hier jeder den anderen ohne Rücksicht niedertrampeln würde. Es ist schon erschreckend mit anzusehen, zu was Menschen in der Lage sind. Die Mitarbeiter des Hafens glaubten ihren Auge nicht und schüttelten nur unfassbar den Kopf, wie so reiche Menschen sich so benehmen können. Warum ich reiche Menschen schreibe, erklären die nachfolgenden Erläuterungen.

Als wir dann also nur fünf Minuten nach der Meute entspannt mit den uns bekannten netten Menschen in aller Ruhe die 150m!!! zum Ausgang gefahren waren, erwartete uns schon Frede. Sie hatte ein Auto mit Fahrer und Guide organisiert und wir stiegen ein nach Teilanzahlung.

Das alleine war schon sehr interessant, denn es handelte sich um einen Siebensitzer. Wie ihr wisst, sind wir sieben Personen, nur kamen noch der Fahrer und der Guide dazu, so dass es in dem nichtklimatisierten Wagen bei 30°C sehr kuschlig wurde.

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Die Fahrt führte erst über eine asphaltierte Straße ( Im Nachhinein erfuhr ich, dass diese Straße nur existierte, weil die kanadische Firma, welche die Schürfrechte an einem dort abgebauten Erz hatte, sie gebaut hatte, um das Erz gefahrlos zum Hafen zu bringen.) und nach ca. fünf Kilometern fuhren wir von dieser Straße ab auf einen anderen Weg.

Diesen als Straße zu bezeichnen wäre eine Übertreibung und wer schon einmal zu uns gefahren ist, der stelle sich bitte vor, dass unsere Straße dagegen eine Fernverkehrsstraße ist.

Wir kamen durch Orte, wie ich sie vorher nur im Fernsehen gesehen hatte. So eine Armut zu sehen, verschlug mir schon stark den Atem. Denn dort standen Holzhütten mit dem Grundriss von zwei mal drei Metern und auf meine Nachfrage hin erzählte der Guide mit einer absoluten Selbstverständlichkeit, dass in einer Hütte bis zu zehn Personen lebten. Da es keine Türen gab, konnte man auch einen Blick hineinwerfen und sehen, dass oftmals nicht einmal ein Holzboden dort existierte. Die Menschen dort besaßen quasi nichts.

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Für uns war jedoch das Schlimmste, dass es so viele Kinder gab, die keinerlei Perspektive haben, denn niemand von denen würde je eine Schule besuchen, um aus diesem Leben zu entkommen. Es gab unfassbar viele Kinder.

Wir hatten zwar schon gehört, dass Madagaskar zu den ärmsten Ländern der Welt gehören sollte, jedoch war mir das Ausmaß der Armut nicht wirklich bewusst. Eine Regierung der drittgrößten Insel der Welt mit Rohstoffen, Wasser und Sonne sollte doch in der Lage sein, seiner Bevölkerung Bildung zu bieten und sie nicht wissentlich dumm zu halten. Es gibt wohl 40% Analphabeten!

Hier kamen wir Reichen dann wieder ins Spiel. So fuhren wir durch diese Dörfer und wussten nicht, ob wir hier fotografieren sollten oder nicht. Viele Kinder standen am Straßenrand und winkten uns bei der Hinfahrt fröhlich zu. Wir winkten natürlich zurück. Die Kinder wirkten alle gut genährt, denn in dem Dorf wurde Reis angebaut, sodass sie zumindest nicht Hunger leiden mussten.

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Bei der Rückfahrt wirkte das Bild schon anders, denn da kamen bis zu 20 Kinder bettelnd zu jedem Auto und ich hatte schon Angst, dass eines davon vor ein Auto springt, diese Veränderung wunderte mich dann doch extrem. Ich erfuhr jedoch auf dem Schiff, dass wir erst das zweite Kreuzfahrtschiff überhaupt waren, welches den Hafen anfuhr und so müssen die Kinder am Anfang noch nicht von ihren Eltern angehalten gewesen sein zu betteln. Das ist hier allerdings meine Theorie, die komplett falsch sein kann, aber dieser extreme Wandel vom freundlichen, unbekümmerten Winken zum Betteln war schon erschreckend.

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Anschließend kamen wir zu dem Lemurenpark und hier wandelte sich wieder meine Stimmung, denn dieser Tag spaltete sich extrem in zwei Richtungen.

In dem Park lebten fünf Lemurenarten und wir hatten das Glück vier davon zu finden und zu beobachten. Die eine Art war so zutraulich und neugierig, dass sie ganz nah zu uns herankam. Andere versteckten sich eher und betrachteten die Menscheninvasion aus der Ferne.

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Aber auch Chamäleons und andere Tiere waren zu sehen, da es Kinder gab, die sie gefangen hatten und den Besuchern angebunden an einen Stock zeigten, in der Hoffnung auf eine Geldspende.

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Auch gab es kleine Schildkröten und verschiedenartige Vegetation zu bestaunen.

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Eine Baumart war sehr interessant, da es sich um einen Fächerbaum – das Landessymbol – handelte, der, wenn man ihn anritzte, wie ein aufgedrehter Wasserhahn funktionierte und frisches, sauberes Wasser abgab. Die Betonung auf sauberes Wasser ist hier hervorzuheben, denn ich sah, wie sich einige Menschen in einem See wuschen, der dermaßen dreckig war, dass es kaum beschreibbar ist.

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Warum im Film Madagaskar genau die eine Lemurenart (Ringelschwanz-Maki) ausgewählt wurde, um King Julien darzustellen, verstand ich genau, als ich diese Halbaffenart in Natura sah.

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Natürlich wurden wieder viele Bilder geschossen und die nachfolgenden sah ich erst auf dem Schiff, ich hoffe, dass meine volljährigen Damen keine Tollwutsymptome bekommen. Ich sehe sie jetzt schon wieder mit den Augen rollen, aber in Deutschland kommst du auch nicht auf die Idee einen Fuchs zu streicheln, oder?

( Aber die Bilder mit den Sifaka sind leider schön und daher…)

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Hier folgen noch einige Schnappschüsse:

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Nachdem wir den Park erkundet und uns dafür viel Zeit genommen hatten, beschlossen wir, dass es Zeit für den Rückweg war. Wie bereits berichtet, gestaltete sich der Weg zum Auto dann leider nicht mehr so gut, da wir kaum in das Auto hineinkamen, wir hatten auch nichts dabei für die Kinder und selbst jedes Geben von Geld an eines der Kinder hätte unvorhersehbare Folgen für uns oder das Kind.

So fuhren wir wieder zurück in unsere Welt und brauchten lange um das Gesehene zu verarbeiten.

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Hier stellte ich wieder fest, wie unglaublich wichtig und lehrreich es auch für Pauline ist, diese Erfahrungen mitzuerleben, das kann dir kein Unterricht erklären. An Spendenaktionen werden wir, wie bereits getan, auch weiter teilnehmen, dies aber mit einem anderen Blick auf die Wirklichkeit, die es auch im Jahr 2019 noch gibt.

2 Kommentare zu „Madagaskar 3.1.2019“

  1. Hallo Ihr Lieben,
    Ihr habt ja weiter spannende Erlebnisse. Für den Rest der Reise wünschen wir euch noch viele Spass, Freude und gute Erlebnisse.
    Wir sind zwischenzeitlich im kalten, nassen Norddeutschland angekommen und der “normale” deutsche Stress hat uns seit dem ersten Tag hier wieder voll im Griff.
    Genießt noch Eure gemeinsamme Zeit an Bord.

    Viele liebe Grüße Raik, Ulrike, Karlman und Heinrich

    1. Das ist ja wirklich lieb von euch! Aber schade dass das mit dem Alltag dann doch so schnell geht. 😀 Euch noch ganz viel Spaß beim Segeln und schade, dass wir uns nicht richtig verabschieden konnten.

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