Nach unglaublichen vier Seetagen erreichten wir die Osterinsel. Nun muss ich mich an dieser Stelle outen. Natürlich war mir die Osterinsel ein Begriff und ich erwartete viele Steinfiguren vor die man sich stellt, ein Foto macht und gut ist es. Es war ein Ziel von vielen und somit für mich definitiv nicht das erwartete Highlight der Reise. Ich hatte mich getäuscht.
Bereits die Anfahrt war traumhaft, denn die Sonne ging gerade zwischen der Bergsilhouette auf, und so begrüßte uns die Insel in einem friedlichen Erwachen. Da wir auch hier wieder tendern würden und einen Mietwagen gebucht hatten, stellte sich Frede bereits eine Dreiviertelstunde vor der Ticketausgabe an. Dies erwies sich als äußerst wichtig, denn fünf Personen waren bereits da und so ergatterte sie für uns die Fahrt auf dem ersten Tender um 10:00 Uhr. Die letzten Passagiere kamen erst gegen 14:00 Uhr von Bord!
Auch das Tendern war spektakulär, denn wir fuhren durch zerklüftete und wellenschäumende Abschnitte, um zu unserem Ausstiegspunkt zu gelangen. Im Tender wurde mir dann die Tragweite dieser Insel für andere erst einmal bewusst, denn meine Sitznachbarin war völlig aus dem Häuschen, jetzt würde sich ihr Kindheitstraum erfüllen, sie könnte endlich ihre Füße auf die Osterinsel setzen. Auch unsere Mietwagenbegleiter bestätigten, dass sie unter anderem aus diesem Grund die Reise gebucht hätten.
Nach dem Tendern mussten wir zuerst 80$ pro Person als Eintrittsgeld für den Nationalpark zahlen!!!! Ein riesiges Loch im Portemonnaie tat sich auf. Die 6 Stunden-Ausflüge von AIDA schlugen allerdings mit 350€ pro Person zu und somit muss man es als Schnäppchen ansehen.
Dann ging es in Richtung Mietwagenanbieter durch das kleine Örtchen Hanga Roa, entlang an sehr hübschen und kreativen Bauten, die durch eine vielfältige, bunte Vegetation geprägt waren. In der Haupteinkaufsstraße fanden wir dann schließlich nach mehreren Nachfragen unseren Wagenverleih – zum Glück hatten wir Jule (eine neue Bekannte von Karo und Frede) dabei, die durch ihre Reisen durch Mittelamerika die spanische Sprache erlernt hatte – Reisen bildet!-( kurz angemerkt, mein gewähltes Ziel mein Englisch zu verbessern scheitert an meiner absoluten Faulheit – ich bin noch bei Lektion 1. Daher: Reisen bildet, aber nicht alle werden Sprachexperten). Leider war bei der Buchung etwas schief gegangen, aber wir hatten Glück und bekamen noch einen Sechssitzer. Nachdem wir alle unsere Positionen eingenommen und Pauli sich mit ihrer eingequetschten Situation abgefunden hatte, ging es zuerst zum Vulkan Ranu Kau. Uns erwartete ein phantastischer Blick auf einen erloschenen Vulkan in dem es Wasser und kurios bewachsene Inselchen gab. Bis heute weiß ich nicht, wie die entstehen konnten, sie erinnerten mich jedoch an zu lange stehengelassene Flüssigkeit, die irgendwann Schimmel ansetzt. Das hört sich jetzt vielleicht nicht so imposant an, war es aber. An allen Stationen kontrollierten Wächter, ob sich auch jeder Besucher an die Vorschriften hielt.
Auch die Anhöhe, auf der noch nachgestellte Bauten der Ureinwohner standen, faszinierte. Es war hier unglaublich ruhig und der Himmel, das Wasser, die Felsen vermittelten eine besondere Atmosphäre. Es ist nachvollziehbar, dass die Ureinwohner hier einen mythischen Ort vermuteten. An dieser Stelle sprangen ausgewählte Stammesmitglieder einmal im Jahr metertief in die zerklüfteten Fluten, um von der ca. einen Kilometer entfernten Insel ein Vogelei zu holen. Wer es überlebt hatte und als erster zurückkam, der durfte bis zum nächsten Jahr der “Vogelmann” sein, was ihm besondere Privilegien und Abgeschiedenheit verlieh.
Von uns Reisenden strebte niemand diesen Titel an und so genossen wir in aller Ruhe die Aussicht. Jedoch rannte uns die Zeit davon und so machten wir uns auf die Weiterfahrt zu den Moai, den Steinfiguren.
Wir fuhren mit zwei Autos über die uns bereits bekannten südamerikanischen Schotterstraßen. Vorbei ging es an umgefallenen Maois, an wilden Pferden, die des Öfteren die Straße überquerten, an einer tollen vulkanischen Landschaft und der Küste mit ihren hohen Lavamassen, an denen sich das Blau des Meeres brach.
In Rano Raraku angekommen, waren bereits die imposanten Steinfiguren zu erkennen. So schauten uns viele Gesichter entgegen, denn die Figuren standen wie ausgeschüttet aufrecht, aber verteilt an einem Berg. Wir kamen recht nahe an sie heran, wussten aber, dass man sie nicht berühren durfte – eine Gefängnisstrafe wäre nicht auszuschließen. Da wir die chilenischen Behörden bereits mit ihrer etwas irritierenden Art kennengelernt hatten, hätten wir sowieso nichts riskiert.
Der Anblick war wirklich unglaublich. Bis heute ranken sich viele Theorien darum, warum diese Figuren erbaut und wie sie transportiert wurden. Einige von ihnen waren über 10 Meter groß und wogen mehrere Tonnen. Die Einwohner behaupten, dass sie jede Nacht allein zwei Schritte zu ihrem Ziel gehen.
Von unserem Aussichtspunkt erkannten wir eine Reihe großer Moais in der Ferne. So setzten wir uns wieder in unsere Wagen und fuhren dorthin. Uns erwarteten 15 Statuen, die in einer Reihe mit majestätischen Blicken standen. Wir hatten Glück und viel Platz, denn die meisten AIDA Ausflüge waren bereits vorbei oder kamen nach uns und so konnten wir alles in Ruhe betrachten. Besonders gefiel es mir, dass es hier an keiner Stelle irgendwelche Anbieter von Klimbim gab und keine nervigen Verkäufer einem den letzten Nerv rauben. (Siehe die Pyramiden von Gizeh oder andere historische Monumente.)
Nach den natürlich obligatorischen Fotos und dem Erstaunen über die Baukunst der frühen Jahre ging es in Richtung Strand. Wir wollten das schöne Wetter nutzen und hatten von einem Sandstrand gehört, den wir anpeilten.
Uns erwartete ein mit Palmen gesäumter weißer Sandstrand, an dem wie zufällig weitere Moais standen. Eine herrliche Brandung und warmes Wasser ließen die Herzen unserer Badefans höherschlagen. Nur musste ich die Freude bereits nach ca. zwanzig Minuten unterbrechen und bekam nicht nur von den Mädels, sondern auch von Jutta böse Blicke zugeworfen. Aber es half leider nichts, denn die Zeit saß uns im Nacken und es war schlecht einzuschätzen, wie viel Zeit wir noch für die Rückfahrt einkalkulieren mussten. Wir hätten noch die Möglichkeit gehabt, die bekannten sieben Kundschafter zu sehen. Für uns waren es genug Steinfiguren – wir Banausen – und so fuhren wir zurück in Richtung Hanga Roa.
Die Fahrt dauerte überraschenderweise nicht lange und so konnten wir noch , nachdem wir das Auto abgegeben hatten, die kleine Straße entlang gehen, Internet suchen und Kaffee trinken. Als wir im Café saßen, lief uns doch tatsächlich jemand über den Weg, den wir den gesamten Tag nicht gesehen hatten – Rico.
Bereits im März konnten wir den letzten Platz für die Fahrradtour auf der Osterinsel ergattern und so hatte Rico das Glück, mit dem Fahrrad die Insel zu erkunden. Es stellte sich heraus, dass er alles das angefahren hatte, was wir nicht geschafft hatten und umgekehrt und so liefern unsere Bilder ein umfassendes Zeugnis aller Sehenswürdigkeiten der Insel.
Glücklich und zufrieden gingen wir dann zum Tenderanleger und bestiegen das vorletzte Boot in Richtung Schiff. Also meine drei Damen blieben noch da, um die letzten chilenischen Pesos auf den Kopf zu hauen und so kam es, dass ich in der Kabine einen Anruf bekam, ob denn Pauli bei mir sei, sie hätten nur Rico und mich und nicht Pauline eingescannt. Also musste ich sagen, dass ich als Rabenmutter meine drei Kinder auf der Osterinsel zurückgelassen hatte.
Die drei Damen kamen natürlich mit dem letzten Tender und so konnte ich aufatmen und die Fahrt in Richtung Tahiti konnte starten. Wie weit die Osterinsel im Nirgendwo liegt, zeigt sich auch daran, dass wir sechs Seetage vor uns haben, bevor wir wieder auf bewohntes Land treffen.
Es ist schon unglaublich, wie viel Glück wir bis jetzt mit dem Wetter und dem Aufenthalt in Mindelo hatten. Im Gegensatz zu drei anderen Kreuzfahrtschiffen in diesem Jahr konnten wir an diesem Tag anlegen und das Wetter auf der Insel war nach über einer Woche wieder sonnig.
Hallöchen Anke,
deine/eure Bilder von der Osterinsel sind echt der Hammer. Die Farben vom Wasser, grüne Landschaft, Himmel und den Wolken sind wie ein Bild. ( wo man das Gefühl hat, das muss man kaufen, oder malen)
Da ich zur Zeit krank bin, schaffe ich es endlich mir alles genau anzusehen und zu lesen. Es ist sehr spannend es zu verfolgen.
Liebe Grüße Cordula