Dakar 23.1.2019
Nach Walvis Bay hatten wir sechs Seetage und langsam kam das Problem auf, dass die Zeit immer knapper und die Häfen unspektakulärer wurden. So hatte ich für Dakar im Senegal geplant mit der Fähre zur Sklaveninsel zu fahren. Irgendwie bekam ich jedoch Bedenken, denn es wurde berichtet, dass Dakar doch sehr unsicher wäre und man ständig angesprochen und benervt werden würde. Daher waren wir dann doch eher kritisch eingestellt. Die Option Mietwagen hatte ich dann auch recht schnell eingestellt. Zum Glück, denn den Straßenverkehr als solchen zu bezeichnen, ist schon grenzwertig.
Ich liebäugelte mit einer von AIDA angeboten Safari, Rico mit einer Fahrradtour und den Mädels war Dakar eigentlich relativ egal.
So kam es, dass Uschi, Jutta, Pauli und ich dann doch für teures Geld eine Safari buchten, Rico seine Fahrradtour und Frede und Karo wollten gemeinsam mit anderen die Stadt erkunden.
An diesem Tag legten wir erst um 11:00 Uhr an und als ich den Hafen sah, nervte ich meine Damen mit meiner Gluckenhaftigkeit (gibt es das Wort überhaupt?) und ermahnte wiederholt zur Vorsicht.
Wir stiegen nach der Ankunft in einen Bus ein und da wir in der letzten Gruppe waren (wir kamen 10 Minuten vor dem angegebenen Zeitpunkt – die anderen Passagiere saßen in den anderen vier Bussen bereits seit mindestens einer halben Stunde), hatten wir auch ausreichend Platz.
Dann ging die einstündige Fahrt durch die komplett katastrophal wirkende Stadt in Richtung Reservat los. Wir sahen Autos, bei denen ich noch immer nicht verstehe, wie sie überhaupt fahren konnten, Ziegen mitten in den Straßen und Häusern, Müll in jeglicher Form und fahrende Händler, die alles Mögliche anboten.
Entlang der Schnellstraße sah man dann auch einige Pferdefuhrwerke und weitere Straßenhändler. Die LKWs sowie die Linienbusse waren auch wirklich spannend anzuschauen.
Auf die Nachfrage in einem anderen Bus, warum sie hier solch ein Müllproblem hätten, antwortete der einheimische Guide, sie hätten kein Müllproblem, es gäbe die Müllabfuhr.
Als wir im Bandia Naturreservat ankamen, zeigte sich der Senegal von seiner freundlichen Seite, denn schon das Eingangsschild war sehr einladend gestaltet, es gab keine Verkäufer beim Ausstieg und die Anlage war sehr gepflegt.
Das Reservat war eher ein riesiges Freigehege für die Tiere, aber ein Safarifeeling kam trotzdem auf.
Wir hatten wieder das Glück das letzte Auto mit einem tollen Guide zu bekommen und einen richtigen Jeep. Andere mussten in einem umgebauten W50 fahren und waren zu ca. 40 auf dem Wagen, währenddessen wir mit Guide auf 8 Personen kamen. So musste keiner in der Mitte sitzen und alle hatten somit perfekte Aussichtsmöglichkeiten.
Was soll ich sagen, die Tiere kamen uns so nahe, das war ein absoluter Spaß.
Die Affen begrüßten uns bereits am Eingang und die Hyänen waren separat eingesperrt, da sie sehr gefährlich sind. Dass sie allerdings so groß sind, erstaunte nicht nur Pauli.
Besonders die Giraffen liebe ich seit diesem Ausflug. Was für edle und und entspannt wirkende Tiere.
Neben meinen Lieblingstieren des Parks konnten wir auch Strauße, Büffel, urzeitliche Antilopen und tolle Vögel beobachten.
Wir fuhren mal entlang der vorgegeben Wege und mal nicht. Je nachdem, welches Fotomotiv sich anbot, hielten wir länger oder kürzer, ging es vor oder zurück. Durch unsere kleine Gruppe war es auch wirklich sehr privat und kein befürchteter AIDA Massenausflug. Wir waren eine tolle Truppe und so machte uns allen diese Safari unglaublich viel Spaß.
Neben der bereits benannten Liebe zu den Giraffen, faszinierten mich am meisten die überall stehenden Baobabbäume, welche sehr oft ohne Blätter standen. Manche trugen vereinzelt Blätter, andere recht viele. Teilweise standen diese Bäume seit über tausend Jahren.
In früheren Zeiten beerdigten die Menschen ihre “Medizinmänner” in diesen Bäumen um Gott gut zu stimmen und die Regenzeit kräftig zu nutzen. Das hört sich jetzt etwas irritierend an, aber die Bäume bilden, je älter sie werden, riesige Löcher. Erst im Jahr 1969 verboten die Politiker diesen Ritus und prompt blieb wohl im darauffolgenden Jahr die Regenzeit aus.
Unten im Bild sieht man so einen mächtigen Baum mit zwei Schädeln.
An dieser Stelle durften wir dann auch aussteigen, uns etwas die Beine vertreten und das Gefühl haben, gefährlich zu leben.
Leider taten die Giraffen uns nicht den Gefallen und kamen näher, das war wirklich schade. Aber der Guide zeigte uns noch die Blüten der Mimose, sie roch auch sehr angenehm. Pauli musste gleich an den Film “Horten hört ein Hu” denken, nur dass die Blüten nicht rosa sondern gelb waren.
Die Fahrt ging dann bald weiter und da die Ranger sich untereinander verständigten, hatten wir auch das Glück die zwei Nashörner des Parks zu bestaunen, bevor sie sich ins Dickicht schlugen. Den Warzenschweinen flößten diese Giganten jedenfalls keinen Respekt ein.
So ging die Fahrt weiter und wir sahen neben den Greenmonkeys vom Eingang des Parks nun auch die Redmonkeys.
Auch hatten viele Tiere Junge, daher sahen wir ein Giraffenzwillingspärchen, das gerade mal drei Monate alt war, kleine Zebras, Giraffen, Büffel, Affen und Warzenschweine.
Nach ca. zwei Stunden war die Fahrt dann leider zu Ende, wir kamen am dortigen Restaurant an, stiegen aus dem Jeep und gingen, trotz Ermahnung der Guides von AIDA, dass der Bus gleich losfahren würde, noch zu den Krokodilen des Parks.
Als wir ankamen lagen sie noch, wie für sie typisch, komplett bewegungslos im Wasser oder an Land. Zu unserem Glück stand jedoch direkt die Fütterung an. Also konnten wir zusehen, wie schnell diese Tiere sich bewegen können und zuschnappen, denn die dargereichten Hühner schmeckten wohl recht saftig und knusprig. Was für ein Schauspiel.
Wir schauten daher ungefähr zehn Minuten zu und gingen dann wieder zum Bus. Dort saßen wir dann allerdings noch 30 Minuten rum, denn ein Safarijeep kam verspätet.
Die Rückfahrt gestaltete sich ganz entspannt und so kamen wir dann am Schiff an. Meine Großen waren auch wieder heil zurück auf dem Schiff. Sie waren zu sechst unterwegs gewesen, sahen das Chaos der Stadt, gingen über den Markt und waren dann doch recht froh wieder auf dem Schiff zu sein.
Rico war mit seiner Fahrradtruppe unterwegs und darf jetzt gerne hier seine Erlebnisse noch aufschreiben:
Wir durften mit den Rädern das Verkehrschaos in einer Gruppe von 10 Leuten “genießen”.
Dass wir alle dies überlebt haben, ist uns nach wie vor ein Rätsel. Jedes Auto hatte mindestens an einem Seitenblech Kratzer oder Beulen. Ein Großteil der Wagen stammte aus den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts (Renault 21 war ein sehr übliches Modell).
Nachdem wir die Märkte, auf denen uns die Leute explizit verboten hatten, sie zu fotografieren, und engen Straßen heil verlassen hatten, ging es hinaus zum westlichsten Punkt Afrikas. Auf dieser Landzunge steht unter anderem die amerikanische Botschaft, womit die Amis zumindest den am dichtesten zu ihrer Heimat liegenden Ort ausgewählt hatten – Hut ab!
Auf dem Weg kamen wir an einer farbenfrohen Moschee vorbei und besuchten die beiden Mamelles (übersetzt: Brüste), die einzigen Hügel der Stadt. Auf einem steht der lichtstärkste Leuchtturm Afrikas, auf dem anderen das 2010 fertiggestellte Bronzedenkmal für die Kultur der Westafrikaner. In meinen Augen sah es sehr sozialistisch aus, ist aber das größte Bronzedenkmal Afrikas.
Ein längerer Halt an einem schönen Strand, auf dem die “wandernden” Händler uns äußerst nervig diverse Sachen anboten wie T-Shirts, Sonnenbrillen, Armbänder und handbemalte Sperrholzplatten, diente als Pause, bevor wir uns zügig auf den Weg zurück zum Schiff machten.